Bereits zum dritten Mal wurde der Inklusionspreis der Stadt Oberhausen und der Arbeitsagentur Oberhausen verliehen. Arbeitsagentur und Stadt würdigen damit besonders gelungene Beispiele für die Inklusion von Menschen mit einer Behinderung. Die sieben nominierten Unternehmen zeigen beispielhaft, wie Inklusion in unterschiedlichen Branchen der Arbeitswelt bereits gelebt wird. In diesem Jahr ging der Preis an den Oberhausener Gastronomiebetrieb Café & Bistro Jahreszeiten.
Bereicherung der Firmenkultur
„Die Potenziale von Menschen mit Schwerbehinderung werden an manchen Stellen unserer Gesellschaft leider immer noch unterschätzt", erklärte Oberbürgermeister Daniel Schranz im Vorfeld der Preisverleihung. Die für den Inklusionspreis nominierten Unternehmen zeigten jedoch, dass es auch anders gehe. „Sie nutzen die Begabungen und Fähigkeiten der behinderten Menschen bereits auf beispielhafte Weise und erfahren dadurch eine Bereicherung ihrer Firmenkultur. Bedanken möchte ich mich nicht nur beim Sieger des 3. Inklusionspreises, sondern bei allen Teilnehmern des Wettbewerbs und bei allen, die den Weg der Inklusion mitgehen“, so Schranz.
Er lobte die nominierten Unternehmen, die ihre unternehmerische Verantwortung auf sehr vorbildliche Weise wahrnähmen und Wege suchten, die manchmal auch kurvenreich sein können, um Menschen mit Behinderung ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen und gleichzeitig in vielen Fällen Fachkräfte zu binden.
Gutes Potenzial
„In Oberhausen sind rund 700 schwerbehinderte Menschen arbeitslos, davon mehr als die Hälfte mit einer abgeschlossenen Ausbildung. Wir haben hier also durchaus gutes Potenzial für die Betriebe“, betonte Jürgen Koch, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Oberhausen. „Damit es zur Einstellung kommen kann, muss der Inklusionsgedanke beim Unternehmer stimmen – und dies repräsentiert die Preisträgerfirma in allen Belangen. Die Hinwendung zu den einzelnen Menschen und ihren individuellen Handicaps zeichnet sie aus. Als Gast des Cafés Jahreszeiten habe ich selbst erlebt, dass dort der Mensch und seine Umarmung im Mittelpunkt stehen. Nicht zuletzt das hat die Jury alles in allem überzeugt“, so Koch weiter.
„Der Inklusionspreis ist eine schöne Auszeichnung, die Tradition werden soll in Oberhausen, so dass wir uns bereits jetzt auf die 4. Verleihung im nächsten Jahr freuen“, betont Britta Costecki, Leiterin des Bereichs Chancengleichheit der Stadt Oberhausen.
Die Jury setzt sich aus unterschiedlichsten Akteuren im Bereich Inklusion zusammen – der Preis von 1.000 Euro wird durch die Stadt Oberhausen und die Agentur für Arbeit finanziert.
Weitere nominierte Betriebe in diesem Jahr
Intego Gemeinützige Gesellschaft für Integration Oberhausen mbH
Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- u. Energietechnik UMSICHT
Gemeinnützige Friedensdorf-Betriebsgesellschaft mbH
Ruhrwerkstatt Kultur-Arbeit im Revier e.V.
Milch und Honig Pflegepartner GmbH
AMEVIDA SE Niederlassung Oberhausen
Alle Unternehmen erhielten eine Urkunde sowie Freikarten zur Messe „RehaCare 2020“ in Düsseldorf.
Der Preisträger
Im Café & Bistro Jahreszeiten gibt es aktuell zehn Beschäftigte, davon vier Personen mit einer Schwerbehinderung und drei weitere Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen. Diese können sich in dem Sterkrader Gastronomiebetrieb mit ihren Stärken einbringen und werden dabei unterstützt und gefördert. „Bei uns wird jeder so angenommen, wie er ist: mit all seinen Talenten und Fähigkeiten, aber auch seinen Handicaps. Damit sich jeder mit seiner Arbeitskraft einbringen kann, gehen wir alle Wege, die möglich sind, um unsere Beschäftigten zu unterstützen“, betonen Katrin und Jörg Engels, Betriebsleiter des Café & Bistro Jahreszeiten. „Auch untereinander hilft man sich. Ganz nach dem Motto: Es gibt Dinge, die kannst Du und es gibt Dinge, die kann ich, gleichen die Kollegen Mankos eines anderen wieder aus. So haben wir eine Kollegin, die nicht in der Hocke arbeiten kann. Sie fragt dann einen Kollegen um Hilfe mit den Worten ,Sei Du mein Knie!' Von solch einem Beispiel gibt es viele bei uns. Wir können eben nicht ‚normal‘! Denn wer will schon normal sein?“
Informationen zum Arbeitsmarkt
♦ In Oberhausen haben 11,4 Prozent der Bevölkerung eine Schwerbehinderung. Dies liegt über dem Landesdurchschnitt von 10,1 Prozent.
♦ Von den Personen im erwerbsfähigen Alter zwischen 15 und 65 Jahren zählen 7 Prozent zu den schwerbehinderten Menschen (NRW: 6,5 %). In Oberhausen gab es 2017 (aktuellste Zahlen) 311 Arbeitgeber mit der Pflicht, schwerbehinderte Menschen zu beschäftigen (2016 waren es 307 Unternehmen).
♦ Die Beschäftigung von schwerbehinderten Menschen nahm 2017 leicht ab. So waren 2.310 Menschen mit einem Handicap beschäftigt, das waren 0,6 % weniger als im Vorjahr.
♦ Nach wie vor beschäftigt die öffentliche Verwaltung die meisten schwerbehinderten Menschen. Die Besetzungsquote der Arbeitsplätze für schwerbehinderte und ihnen gleichgestellte Menschen liegt in Oberhausen mit 5,46 % über der Soll-Quote von 5 Prozent.
♦ Die Situation für die 718 arbeitslos gemeldeten schwerbehinderten Menschen ist in Oberhausen weiterhin schwierig: Der Anteil der schwerbehinderten Menschen an der Arbeitslosigkeit lag im November bei 6,8 %. Trotz oftmals guter Qualifikationen sind Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen länger arbeitslos und das, obwohl mehr als jeder Zweite eine Tätigkeit als Fachkraft oder Experte sucht.